
Frankfurt, Juni 2025 – Wenn Elias Baum durch das Trainingsgelände von Eintracht Frankfurt schlendert, strahlt der 19-Jährige eine Mischung aus ruhigem Selbstvertrauen und spürbarer Vorfreude aus. Nach einer prägenden Leihsaison bei der SV Elversberg kehrt der in Frankfurt geborene Rechtsverteidiger nicht nur zu seinem Jugendverein zurück – er trägt auch die Hoffnung einer Nation auf seinen Schultern, endlich die seit einem Jahrzehnt bestehende Rechtsverteidiger-Problematik Deutschlands zu lösen. „Das Adlertrikot hier zu tragen, ist etwas anderes“, gesteht Baum mit einem Lächeln. „Es ist Heimat.“
Elversberg: Der Schmelztiegel des Wachstums
Baums Saison in Elversberg liest sich wie ein Fußballmärchen: 35 Ligaeinsätze, 3 Tore, 8 Vorlagen und 3.260 Minuten unermüdlicher Konstanz. Doch jenseits der Zahlen liegt eine tiefere Geschichte des kollektiven Geistes. „Was wir in Elversberg aufgebaut haben, war etwas Besonderes“, erinnert sich Baum mit warmer Stimme. „Von Tag eins an ging es nicht um Einzelleistungen. Als Leonardo Scienza in der 94. Minute gegen Heidenheim traf? Die ganze Stadt hat gebebt. Selbst im Schmerz des verpassten Aufstiegs wussten wir: Wir haben alles gegeben.“
Diese dramatische Niederlage in der Nachspielzeit der Aufstiegsrelegation bleibt bittersüß – und doch sicherte sich Baum mit seiner Leistung einen Platz in der kicker-Elf der Saison der 2. Bundesliga – ein Beweis für seine taktische Reife.
Sportdirektor Timmo Hardung beobachtete Baums Wandel genau: „Elias hat eine fantastische Entwicklung durchgemacht. Seine Einsatzzeit zeigt, wie wichtig er wurde – nicht nur als Spieler, sondern als tragende Säule ihres Systems.“
Baums Leistungen spiegelten sich in den Daten wider: Platz 3 bei den Tacklings, Platz 4 bei gewonnenen Zweikämpfen – er verkörperte den modernen Außenverteidiger: gleichermaßen stark im Unterbinden von Kontern wie im scharfen Hereingeben von Flanken. „In Elversberg habe ich gelernt, meinen defensiven Instinkten zu vertrauen. Passwege schließen, Tacklings timen – das wurde automatisch“, sagt er über die „gut getimten Zweikämpfe“ und seine „defensive Antizipation“.
U21-Bühne: Ein Sommer des Schicksals
Auch wenn Baum gerade seine Sachen in Frankfurt auspackt, richtet sich sein Blick gen Osten. Er wurde von Trainer Antonio Di Salvo in den vorläufigen U21-Kader für die EM berufen – für Baum ist das Turnier Ehre und Bewährungsprobe zugleich. „Dieses Deutschlandtrikot zu tragen – es gibt keine größere Motivation“, sagt er mit leuchtenden Augen. Di Salvo macht keinen Hehl aus seinem Vertrauen: „Elias war eine konstante Größe und ein Schlüsselspieler in Elversbergs starker Saison. Wir schauen genau auf seine Leistungen in der Relegation.“
Für Baum geht es nicht nur um internationale Erfahrung – es ist ein Vorsprechen für die A-Nationalmannschaft, eine Chance, die seit der Jugend bestehenden Vergleiche mit Philipp Lahm zu rechtfertigen.
Seine Nominierung – zusammen mit Finn Jeltsch aus Stuttgart – unterstreicht einen strategischen Wandel: Auch Top-Leistungen aus der 2. Bundesliga werden belohnt. Mit seiner Vielseitigkeit – einsetzbar als Rechts-, Linksverteidiger oder gar rechter Flügelspieler – bietet Baum Di Salvo taktische Optionen. „Turnierfußball verlangt Anpassungsfähigkeit“, sagt Baum. „Ob hinterlaufende Läufe oder das Einrücken ins Zentrum – ich bin bereit, mich weiterzuentwickeln.“
Frankfurter Heimkehr: Der Traum wird wahr
Das emotionale Zentrum von Baums Reise liegt in seiner Rückkehr zu Eintracht Frankfurt. Seit 2015 Teil der Akademie, feierte er 2023 ein kurzes Debüt, bevor er verliehen wurde. Nun – mit einem Vertrag bis 2028 – ist die Bühne bereitet für eine echte Heimkehr. „In die Kabine zu gehen fühlt sich diesmal anders an“, gesteht Baum. „Früher war ich der Jugendspieler. Jetzt? Jetzt will ich meinen Platz unter diesen Kämpfern erarbeiten.“
Die Herausforderung ist groß. Frankfurt ist auf den Außenverteidigerpositionen gut besetzt – auch Nathaniel Brown steht im U21-Kader. Doch Baums Heldentaten bei Elversberg wecken Hoffnung unter den Fans: Vielleicht ist er endlich die Lösung für eine Position, die Eintracht wie auch Deutschland seit Lahms Rücktritt Kopfschmerzen bereitet. In sozialen Medien herrscht Euphorie – Eintracht Global nennt ihn das „größte Versprechen“ der Akademie.
Stärken, Schwächen und der Weg nach vorn
Baums Spiel ist ein Spiel der Kontraste. Seine Stärken springen direkt ins Auge:
Defensive Intelligenz: „Hervorragende Reaktionen nach Ballverlust“ und „exzellentes Pressing-Timing“
Präzise Flanken: Eine „scharfe Flankentechnik“, die 8 Assists einbrachte
Körperliche Belastbarkeit: „Hervorragendes Tempo auf mittlere/lange Distanz“ – ideal für Rückwärtsbewegungen
Doch er bleibt selbstkritisch: „Ich weiß, wo ich besser werden muss – lange Diagonalbälle, der erste Kontakt unter Druck“, räumt er ein und nimmt damit Bezug auf Analyseberichte. „Das tägliche Training gegen Bundesliga-Angreifer wird mich da schleifen.“
Das Erbe wiegt schwer
Die Vergleiche mit Lahm sind unvermeidbar. Wie die deutsche Ikone vereint Baum defensive Stabilität mit Offensivdrang – ein „kompletter Außenverteidiger“. Doch Baum begegnet dem Druck mit Gelassenheit. „Philipp Lahm ist eine Legende. Ich bin Elias Baum – ich schreibe meine eigene Geschichte. Mein Fokus liegt darauf, alles bei der Eintracht aufzusaugen – die Intensität, die Leidenschaft der Fans.“
Da die Vorbereitung auf die Saison näher rückt, scheint Baums Entwicklung ein Paradebeispiel für Frankfurts Philosophie: Elite-Talente fördern, über Leihen reifen lassen, und als Säulen zurückholen. Die U21-EM wird zum letzten Feinschliff vor dem Bundesliga-Alltag. Baum steht am Anfang seines Schicksals. „Dieser Verein hat an mich geglaubt, als ich in Marxheim gegen Bälle trat“, sagt er am Fenster des Trainingszentrums. „Jetzt ist es an der Zeit, dieses Vertrauen zurückzuzahlen. Für Frankfurt, für meine Familie, für jedes Kind, das in dieser Stadt träumt – ich bin bereit.“
Die Schatten von Philipp Lahm mögen noch spürbar sein – doch in Frankfurt bricht eine neue Ära an. Und sie trägt das Gesicht eines der Ihren.
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